Zahlt sich Anstand aus?
“Was mich betrifft, so zahle ich für die Fähigkeit, Menschen richtig zu behandeln, mehr als für irgendeine andere auf der ganzen Welt.” John D. Rockefeller
Die Vorstellung des Buches von David Bodanis „The Art of Fairness“ ist nun endlich eine mit nachhaltigen Daten belegte Darstellung des positiven Führungsstils, die zwar nur historisch aber zumindest wahrhaftig belegt wurde. Nachdem ich in den letzten Jahren so viele Artikel über die erfolgreichen Unternehmer-Pioniere und deren konsequenten Umgang mit Mitarbeitern gelesen habe, war für mich der Artikel in der FAS und die Vorstellung des Buches von Bodanis ein Lichtblick am Ende des Tunnels. “Anstand zahlt sich aus“, so lautete die Headline des Artikels in einer überdimensionalen roten Schrift. Dabei ging es nicht nur um die Empfehlung des vertrauensvollen kooperativen Umgang mit den Mitarbeitern, sondern eher um die Prinzipien des Bauunternehmens, das für die Errichtung des Empire State Buildings 1930/1931 zuständig war. Die Errichtung unter der Leitung von Peter Starrett, dem Bauleiter seines Bauunternehmens Starret Brothers and Eken, dauerte einschliesslich des Abbruchs des Waldorf-Astoria-Hotels nur 13 Monate.
Wie zum Henker soll das gegangen sein? In unserer modernen Welt um 2020, wäre das wahrscheinlich gar nicht so abwegig, da einige technologischen Helfer oder gar die fleissigen fernöstlichen „Ameisen“ auch diese kurze Bauzeit unterbieten würden, was jedoch im Jahre 1930 kaum vorstellbar gewesen wäre, da weder der technische Fortschritt, noch das Engagement der Mitarbeiters so einen hohen Stellenwert der damaligen Arbeitswelt hatte. Richten wir den Blick auf die Einführung der humanitären Arbeitsbedingungen, so landen wir mehrere Jahrzehnte abseits der Errichtung des langanhaltenden grössten Gebäudes der Welt. Die These der Errichtung des Wunderwerkes könnte folgendermassen sein: Peter Starrett hat den einen oder anderen Blick in Richtung Rockefeller und seiner Theorie der Menschenführung gerichtet, der im oben genannten Zitat den Preis für den richtigen Umgang mit Menschen nicht klein hielt. Wie Rockefeller, so auch Starrett haben vieles ähnlich gehalten; zumindest was die Menschenführung anbetrifft, denn beide zahlten übertarifliche Löhne und haben ihre Belegschaft bei der unternehmerischen Entscheidungsfindung befragt. Beide Unternehmer haben sich um die Mitarbeiter während der Arbeitszeit gekümmert. Wobei Starrett sogar den Arbeitsausfall bei schwierigen Witterungsverhältnissen, an den arbeitsfreien Tagen ausgeglichen hat.
Wozu führen übertarifliche Löhne, Einbindung der Mitarbeiter in unternehmerische Entwicklung und gute Arbeitsbedingungen? Würde sich nicht jeder Mitarbeiter über so eine Arbeitsorganisation freuen? Auch wenn in 2020 noch einige Unternehmen nicht tariflich bezahlen, sind die Löhne, wenn wir den industriellen Bereich betrachten, jedoch über den Mindestlohn angesiedelt. Die Unternehmensstruktur im Bezug auf die Aufbauorganisation ist jedoch nicht der aufschlaggegebene Punkt was die Unternehmens-kultur anbetrifft, die weitgehend für die inneren Werte und Normen eines Betriebes verantwortlich ist. Wenn wir die Unternehmens-kultur unter die Lupe nehmen, müssen wir uns auch dem Betriebsklima widmen. Es wäre jetzt unfair zu fragen, wer eigentlich dafür als head of state dafür verantwortlich gewesen ist; dabei liegen die Antworten doch auf der Hand. Trotz der enormen sozialen und „netten“ Ader von Starret wurde nichts dem Zufall überlassen, denn es wurden tägliche Kontrollen errichtet, die bis zu viermal täglich ausgeführt wurden, um die Anwesenheit der Mitarbeiter und den Bestand der Baumaterialen zu prüfen. Die damalige Besonderheit der Mitarbeiterführung ist heutzutage nichts besonderes, denn die Überwachungen der Anwesenheit und der Bestände sogar in Echtzeit und ohne zusätzliche manuelle Kontrollen erfolgen.
Laut Bodanis werden drei verschiedene Typen der kooperativen Leader unterschieden:
In wiefern Sie als Leader sich selbst einschätzen, bleibt natürlich Ihnen bei der täglichen Selbstreflexion überlassen.